Sozialdemokratie bedeutet mir sehr viel: Sozialdemokratie ist meine politische Heimat.
Meine Eltern waren nie Mitglied in einer Partei. Gleichwohl haben wir Zuhause immer viel über Politik gesprochen und – selbstverständlich – die SPD gewählt. Das hat mich geprägt.
Ich bin mit 17 Jahren 1975 in die SPD eingetreten. Der Grund für meinen Eintritt war im Wesentlichen der Wunsch, etwas zu bewegen und für eine gerechtere Welt zu kämpfen.
Schon als Jugendlicher habe ich mein Taschengeld für Wahlkampfmaterial ausgegeben, das Material verteilt, an Infoständen mitgewirkt und viele Freunde und Bekannte davon überzeugt, in die SPD einzutreten. In der SPD trafen sich Gleichgesinnte, um politisch etwas bewegen zu können. Und auch heute geht es uns immer um unsere „gute Sache“.
Jeder Mensch ist geprägt von seinen Erfahrungen und seiner Sozialisation. Nicht nur in meiner unmittelbaren Umgebung – in Wilhelmshaven Fedderwardergroden, wo ich aufgewachsen bin, erreichte die SPD in den siebziger Jahren bei Bundestagswahlen über 60% - auch in der gesamten Bundesrepublik waren die siebziger Jahre geprägt von der Sozialdemokratie.
Anfang der siebziger Jahre waren die Zeiten reif für den Aufbruch aus dem konservativen Wertesystem und für Reformen und neue Wege der Friedenssicherung und Entspannung. 1969 wurde Willy Brandt der erste sozialdemokratische Bundeskanzler der Nachkriegsgeschichte. Er schloss im Rahmen seiner "neuen Ostpolitik" Verträge mit der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei und einen Grundlagenvertrag mit der DDR, die zu einem geregelten Nebeneinander mit den kommunistisch regierten Ländern führte. Für diese Politik erhielt Willy Brandt am 10. Dezember 1971 den Friedensnobelpreis.
1974 übergab Willy Brandt das Amt des Bundeskanzlers an Helmut Schmidt. Unter sozialdemokratischer Führung wurde in den siebziger Jahren die Herausforderung des Links- Terrorismus überwunden, und es gelang, die Folgen der Ölkrisen und andere weltwirtschaftliche Turbulenzen zu meistern.
Die Politik dieser beiden sozialdemokratischen Kanzler für ein modernes Deutschland mehrte die soziale Gerechtigkeit durch den Ausbau des Sozialstaats und verschaffte der Bundesrepublik Deutschland internationales Ansehen. Die Sozialdemokratie führte intensive Debatten über Abrüstung, Rüstungspolitik und Friedenssicherung und reformierte das Ehe- und Familienrecht.
Es gibt noch viele weitere Persönlichkeiten der Sozialdemokratie, die mich damals beeindruckt haben, wie z. B. der Superminister Prof. Karl Schiller als vehementen Verfechter der sozialen Marktwirtschaft.
Besonders erwähnen möchte ich aber auch Otto Wels, der als SPD- Partei- und Fraktionsvorsitzender 1933 im damaligen Reichstag trotz angedrohter Repressalien gegen das Ermächtigungsgesetz sprach: "Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht."
Doch nun zu der Frage: „Warum Sozialdemokratie?“ Dies ist sehr einfach zu beantworten:
Die SPD verfolgt seit fast 150 Jahren mit Leidenschaft und Erfolg die gleichen Ziele.
Im Zentrum steht das Bestreben nach Gerechtigkeit, Demokratie und Solidarität, nach Chancengleichheit, nach Frieden und internationalem Zusammenhalt. Sozialdemokratie steht für den Erhalt und den Schutz unserer Umwelt und für eine damit verbundenen stabilen Ökologie.
Soziale Sicherheit und die Gleichstellung von Mann und Frau stehen genauso für Sozialdemokratie wie Arbeit und Wohlstand, Chancengleichheit, soziale Marktwirtschaft, ökonomische Leistungsfähigkeit mit einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft, sowie nachhaltiges Wachstum bei anzustrebender Vollbeschäftigung.
Sozialdemokratie will eine sichere Zukunft für die Jugend und die Familie, eine tolerante Gesellschaft, die keinen Rassismus duldet, die offen und solidarisch miteinander umgeht.
Die Wirklichkeit von sozialer Gerechtigkeit als eines der Hauptziele wird ständig neu konstruiert, wobei soziale Gerechtigkeit ein weitgefasster subjektiver Begriff ist, der stets vom individuellen Verständnis von Gerechtigkeit abhängig ist. Die Sozialdemokratie hat sich die Minderung von Ungerechtigkeiten zur Aufgabe gemacht.
Die Ziele bleiben die gleichen. Sie müssen jedoch ständig an der Tagespolitik neu ausgerichtet und immer wieder neu definiert werden.
Politik muss in erster Linie im Dienste der Bürger stehen. Deren Bedürfnisse und Sorgen zu erkennen, zu verstehen, Lösungen und Antworten zu finden ist ein zentrales Anliegen der Sozialdemokratie.
Das Ziel ist eine Gesellschaft, die Gerechtigkeit, soziale Sicherheit und Chancengleichheit lebt, Themen wie Bildung, Gesundheit, Bekämpfung der Kriminalität und des Rassismus gemeinsam angeht und somit eine Stabilität schafft, von der alle Bürger profitieren.
Sozialdemokratie ist ein realistisches Weltbild, das überall gelebt werden kann.